Bäume in Gefahr
Bäume aller Altersklassen in unseren Städten und Dörfern werden leider immer wieder beseitigt. Das hat viele Ursachen. Nur die Häufigsten sollen hier aufgeführt werden, mit welchen ich im beruflichen Alltag immer wieder konfrontiert werde. Das sind:
- Einschätzung als Risikobaum für das Umfeld,
- Fällungen sogenannter „politischer Bäume“ als Störfaktor bei Bauvorhaben,
- Streitigkeiten unter Grenznachbarn wegen Laub- und Fruchtfall, Schattenwurf und Angst vor Astbruch und Windwurf,
- Fällungen aufgrund von Unkenntnis über den ökologischen und ökonomischen Wert mit dem Hinweis, dass es sich doch bloß um Wildwuchs handelt,
- Tiefbauarbeiten jeglicher Art, obwohl oft mit vertretbarem Aufwand eine Fällung zu vermeiden gewesen wäre,
- die Einschätzung als „potentielle Verkehrshindernisse“ führt zur Anlage von breiten baumlosen Trassen entlang von Straßen und Bahnlinien – das Gegenteil wäre erforderlich,
- völlig übertriebener Wahn zur Beseitigung von Gehölzwuchs wegen Ordnungswahn,
- neuartige Erkrankungen und Schädlingsbefall,
- Vandalismus und Vergiftung in allen Variationsarten.
Festzustellen bleibt, dass wirklich alte, ökologisch wertvolle und majestätische Bäume in unseren Siedlungsbereichen sehr selten geworden sind. Das hat umfassende Auswirkungen auf unser Leben. Besonders ausgeprägt war diese Entwicklung in Deutschland, im Westen deutlich intensiver zu beobachten als im Osten der Republik. Viele Länder haben bezogen auf die Fläche wesentlich mehr alte Bäume aufzuweisen.
In Dörfern und Städten mit ihren vielfältigen und sensiblen Nutzungsformen muss sich der Schutz von Bäumen immer den Sicherheitsanforderungen unterordnen. Falsch verstandener Baumschutz kann andernfalls Gesundheit und Leben bedrohen. Derartige Fälle sind allerdings sehr seltene Unglücke, da allgemein in Deutschland ein hoher Sicherheitsstandard für unsere Gehölzbestände gewährleistet wird. Manchmal wird allerdings nach der Maxime gehandelt, dass nur ein gefällter Baum ein sicherer Baum sein kann.
Nicht selten kann sich der Einsatz zum Erhalt eines bestimmten Exemplars oder ganzer Baumbestände zu einem äußerst spannenden, teilweise auch Nerven aufreibenden und intensiven Arbeitsprozess entwickeln. Manchmal ist ein solcher Einsatz auch von Erfolg gekrönt – meistens leider nicht. Die Vertreter wirtschaftlicher Interessen haben fast immer die längeren Hebel in der Hand.
Relativ hilflos musste und muss mit angesehen werden, dass diverse Pilz- Viren- und Bakterienerkrankungen ganze Baumarten und Baumbestände untergehen lassen. Ulmensterben, Eschentriebsterben, Rußrindenkrankheit und Kastanienbluten sind nur die Bekanntesten unter vielen anderen. Hinzu kommen bisher hier nicht bekannte invasive Baumschädlinge aus dem Reich der Insekten. Globaler Warenaustausch und der Klimawandel sorgen dafür, dass sich auch solche „Fremdländer“ mittlerweile bei uns heimisch fühlen können.