Borkenkäfer räumen komplette Fichtenbestände ab.
Klimawandel hautnah !! In einzelnen Regionen gibt es bereits keine älteren Rot-Fichten mehr. Dieser Trend ist nicht zu stoppen. Selbst chemische Abwehrstrategien stoßen angesichts der Massenvermehrung der Käfer an klare Grenzen. Auch in den Hochlagen der Mittelgebirge ist er angekommen. Ältere Fichtenmonokulturen werden zukünftig selten werden. Für diese Entwicklung ist nicht die Baumart Fichte verantwortlich. Standortgerecht gepflanzt, auf ausreichend mit Nährstoffen und vor allem Wasser versorgten Böden, kann sie allerdings auf deutlich weniger Flächenanteilen auch weiter eine Zukunft in Deutschland haben.
Auf wenig geeigneten Standorten hat die Fichte bereits aufgegeben. Grund ist der hohe Wasserstress, welcher die Massenvermehrung von Borkenkäferarten erst ermöglicht hat. Unter dieser forstlichen Fehlentwicklung der letzten Jahrhunderte leiden jetzt allerdings auch Fichtenbestände auf eigentlich geeigneten Standorten. Der Käferdruck ist einfach zu hoch. Auch in den nächsten zwei bis drei Jahren werden wahrscheinlich noch sehr viele Fichtenbestände ausradiert werden.
Bedingt durch die Trockenheit geben allerdings mittlerweile auch Buchenbestände auf sog. Sonderstandorten mit minimierter Wasserversorgung auf. Viele bisher in unseren Regionen unbekannte Baumkrankheiten bahnen sich ihren Weg und erschließen sich neue Lebensareale. Keine Baumart ist von dieser Entwicklung ausgeschlossen. Sehr verbreitet ist mittlerweile auch das Birkensterben. Auch hier ist das fehlende Wasser der bestimmende Faktor dafür, dass ältere Birken in der freien Landschaft flächig absterben.
Ähnlich sieht es bei Laubbäumen im Siedlungsbereich und entlang von Straßen und Wegen aus. Ohne regelmäßige Wässerung ist kaum noch ein Jungbaum groß zu bekommen und Altbäume auf ihren zumeist suboptimalen Standorten am Leben zu erhalten.
Forstliches und städtebauliches Umdenken ist gefragt.
In beiden Fachbereiche werden Bäume aus klimatischen Gründen zukünftig eine immer wichtigere Rolle spielen. Bisher lediglich aus wirtschaftlichen und ästhetischen Gründen gepflanzt und gepflegt, werden zukünftig andere Kriterien eine maßgebliche Rolle spielen müssen.
Wissenschaftlich ist es eindeutig belegbar, dass primäre ökonomische Absichten bei der Bewirtschaftung der Waldflächen zukünftig eindeutig in den Hintergrund zu treten haben. Momentan werden unvorstellbare Holzmengen verarbeitet. Mit Nachhaltigkeit hat das wenig zu tun. Wegwerfprodukte werden produziert. Hier liegen gigantische Einsparpotentiale. Auch diesbezüglich wird in den nächsten Jahren der Grundsatz gelten müssen
„Nachhaltigkeit und Qualität vor Quantität“.
Wird dieser Grundsatz berücksichtigt, dann können Wälder und Siedlungsgrün für die Gesellschaft Aufgaben übernehmen, welche die Natur eigentlich für diese vorgesehen hat:
- Lebens- und Nahrungsraum,
- Wasserspeicher, Wasserfilter und Wasserspender,
- Klimaregulator,
- Boden- und Luftfilter,
- Luftbefeuchter,
- und letztendlich sicherlich auch noch Produktionsfläche. Aber eben letztendlich.
Auch in der Forstwirtschaft muss endlich das Nachhaltigkeitsprinzip umgesetzt werden. Und das ist viel mehr als nicht mehr Holz zu entnehmen als nachwachsen kann. Nur dieser Grundsatz wird es auch kommenden Generationen noch möglich machen mit Wald- und Forstflächen zu wirtschaften.
In der Raum-, Landes- und Regionalplanung wird den Grünelementen ein viel höherer Stellenwert zugebilligt werden müssen. Bäume und Sträucher müssen als wesentlichen Infrastrukturelementen endlich die Wertmaßstäbe eingeräumt werden, welche diese tatsächlich darstellen. Eine ganz wichtige und unverzichtbare Lebensgrundlage.